Dienstag, 28. November 2017

{Rezension} Mr. Widows Katzenverleih








Mr. Widow verleiht Katzen an Menschen, die Wärme und Gesellschaft brauchen. Eines Abends geht er dem Rufen neugeborener Kätzchen nach und findet in einer Mülltonne eine junge Frau. Sie stellt sich ihm als Nancy Müller vor und bleibt vorerst als Haushaltshilfe bei ihm. Doch schon bald wird sie von den Geistern ihrer Vergangenheit heimgesucht. Als dann auch noch die ersten Katzen entführt werden, beschließt Nancy zu handeln, damit die Idylle von Mr. Widows Katzenverleih bewahrt werden kann.







Die Autorin hat eine Geschichte geschaffen, die so viel mehr ist als pure Unterhaltung. Mich bewegt sie immer noch und ich habe über einige Dinge nochmal neu nachgedacht.
Mr. Widow ist ein alter Mann, der in einem gemütlichen Haus mit Garten mitten in der Großstadt lebt. Er liebt seine Katzen über alles und respektiert sie als eigenständig denkende Wesen. Trotz seiner sanftmütigen Art tritt er entschieden für die Dinge ein, die er für richtig hält. Ich hab ihn vom ersten Augenblick an geliebt und mir gewünscht, ebenfalls einen solchen Menschen zu kennen. Er ist lebenserfahren und weise, lässt das aber nicht heraushängen, sondern ermöglicht anderen, durch eigene Erfahrungen zu lernen und ist ihnen ein treuer Begleiter. Ohne Vorurteile geht er auf Nancy zu. Er sieht in jedem zuerst das Gute und lässt sich darin auch nicht beirren. Mr. Widow kann ein großes Vorbild für uns alle sein.
Nancy hat in ihrem jungen Leben bereits eine Menge durchgemacht. Nur durch kurze Erinnerungsfetzen erfahren wir davon, doch für eine eigene Vorstellung reicht es. Dennoch hat sie sich nicht zerbrechen lassen und versucht jetzt, ein neues Leben aufzubauen. Doch sie muss verschweigen, wer sie wirklich ist, um ihre neu gefundene Geborgenheit nicht wieder zu riskieren. Natürlich kann das auf Dauer nicht gut gehen. Sie entdeckt bei Mr. Widow ganz neue Seiten an sich selbst, die ihr zeigen, dass sie ein glückliches Leben führen kann und etwas wert ist.
Auch die anderen Figuren der Geschichte machen eine große Entwicklung durch. Der Katzenverleih ist für viele Menschen eine wichtige Institution, doch erst der Kontakt untereinander verändert sie wirklich. Nancy schafft es, die Menschen zusammen zu bringen, als sonst nichts mehr hilft. Mehr als einer wächst dabei über sich hinaus und zeigt dem Leser, was alles möglich ist.
Die Handlung ist oft ein wenig skurril und die Katzen sorgen für zahlreiche komische Situationen. Doch vor allem steckt sie so voller Emotionen und Liebe der Autorin zu ihren Charakteren, dass man gar nicht anders kann, als sich darin zu verlieren. Es kommt auch zu Situationen, die unwirklich oder fantastisch erscheinen, aber am Ende auf sinnvolle und oftmals überraschende Weise aufgelöst werden.
Dieser Roman zeigt die Geschichte einer jungen Frau, die sich von ihrer Vergangenheit lösen will, die sich aus der Bevormundung endlich befreit und zu neuem Lebensmut und einer ungeahnten Stärke findet. Auf sanfte Art helfen ihr die Katzen, aber auch der Kontakt zu den Kunden des Verleihs dabei. Es wird mehrfach die Frage aufgeworfen, was im Leben wirklich wichtig ist. Dabei zeigen die verschiedenen Figuren auch unterschiedliche Lebensmodelle auf, die aber alle ein Ziel haben: Glücklich zu sein. Am Ende muss jeder für sich selbst herausfinden, was er möchte, denn es gibt kein Richtig oder Falsch mehr.
Durch Mr. Widow lernen wir auch, jeden Menschen auf liebevolle Weise anzusehen. Er schaut zuerst auf ihr Potenzial und gibt ihnen dann eine Katze. Weil es oft keine Selbstoptimierung braucht, sondern nur neue Prioritäten. Doch jeder ist selbst in der Verantwortung, sein Leben so zu gestalten, dass er sich wohlfühlt. Niemand, auch nicht Mr. Widow, hat ein Recht, darüber zu urteilen.








Dieses Buch hat Charaktere mit Seele und eine Handlung, in der zwischen den Zeilen noch viel mehr passiert. Eine einzigartige Geschichte über Selbstbestimmung, Neuanfang und das Glück auf vier Pfoten.

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