Sonntag, 13. September 2015

{Rezension} Süchtig nach Likes

Das leidige Thema Internetsucht. "Süchtig nach Likes" von Verena Swoboda - Ein Buch über die Gefahren und wie leicht man in tiefe Abgründe rutschen kann. Aber auch ein Buch, von dem ich mir mehr erwartet habe.


Inhalt:
Valerie und Daria sind die besten Freundinnen. Doch was hält eine Freundschaft aus, wenn die Sucht nach Anerkennung immer größer wird und der Alltag bestimmt wird durch Posts, Likes und dem ständigen Kontrollwahn? Beiden wird zunehmend bewusst, dass sie sich immer mehr voneinander entfernen und doch stecken Valerie und Daria schließlich fest in der virtuellen Welt der sozialen Netzwerke. Neben kleinen und großen Liebes- und Familienkatastrophen wird der Weg für die beiden Freundinnen immer schwieriger, bis sie schließlich die Realität kaum noch wahrnehmen.
Werden Valerie und Daria doch noch einen Weg für ihre Freundschaft und ein Leben außerhalb der sozialen Netzwerke finden?

Meine Meinung:
Am Anfang kann Valerie mit Facebook nichts anfangen. Doch die Begeisterung ihrer Freundin Daria steckt sie an und am Ende kommt sie nicht mehr davon los. Klingt irgendwie klischeehaft? Wer so denkt, kann sich freuen, denn die Entwicklung, wie sie von dem ersten Post zur Sucht kommt, fehlt weitestgehend. Hier ist einfach ein Zeitsprung von mehreren Monaten eingebaut, der bei mir für kurze Verwirrung sorgte. Valerie ist plötzlich ganz anders als man sie am Anfang kennen gelernt hat. Dafür ist der Verlauf ab da sehr kleinschnittig geschildert.
Geschrieben ist der Roman zum Teil in Form von Tagebucheinträgen. Die meisten sind von Valerie, später auch einige von Daria. Leider kommen diese aber nicht realistisch rüber, denn Valerie redet grundsätzlich davon, dass "jetzt" etwas passiert oder sie etwas tut, auch wenn es undenkbar ist, während der Ereignisse tatsächlich Tagebuch zu schreiben. Das Ganze kommt eher einem inneren Monolog gleich. Jedes Mal, wenn ein Ereignis nicht direkt an das letzte anschließt, wird es mit "so" eingeleitet. Außerdem führt sie genau Bericht darüber, wie viele Likes und Kommentare sie zu welchem Post bekommen hat und was sie likt und kommentiert. Am Anfang fand ich das noch gut, um mich in ihre Gedankenwelt einzufinden. Später war es nervig, ständig diese Zahlen zu lesen. Ein Problem der Tagebucheinträge ist auch, dass viele Namen auftauchen, zu denen es keine nähere Erklärung gibt und die schon bald wieder unwichtig sind. Mag in echten Tagebüchern auch so sein, schließlich weiß der Schreiber, von wem er redet. Für ein Buch fand ich es aber anstrengend.
Dazwischen gibt es auch Passagen, die auktorial geschrieben sind. Diese fand ich angenehmer und verständlicher als die Tagebucheinträge. Auch der Schreibstil ist hier schöner und flüssiger.
Valerie war mir am Anfang noch sympathisch, später konnte ich mich nur noch schwer in sie hineinversetzen. Trotz der Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt ist sie mir fremd geblieben. Vielleicht auch, weil ihre Sucht mir so fremd ist.
Bei Daria war es eher andersrum. Am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten mit ihr, weil sie für Facebook fast ihre Freundin vernachlässigt. Später hat sie aber erkannt, in welchem Strudel Valerie gefangen ist und versucht ihr zu helfen. Diese Einsicht und die Absicht, ihr Leben und das von Valerie zu ändern haben sie mir wieder näher gebracht.
Das Ende fand ich sehr eindrucksvoll. Für mich kam es nicht gänzlich unerwartet, aber man glaubt ja trotzdem, es würde nicht so kommen. Ich will nicht zu viel verraten, aber mit dieser Lektion zum Schluss gäbe es einige, die diese Geschichte vielleicht mal lesen sollten.

Fazit:
Eine Geschichte, aus der man mehr hätte herausholen können. Da ist durchaus Potenzial und wer auf Kurzfassungen steht, darf sich diese gern zu Gemüte führen.

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