Samstag, 21. November 2015

{Rezension} Die Tränen der verkauften Mädchen

Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses. Und noch nie habe ich so bedauert, dass es real war. 


Inhalt:
Das scheinbar friedliche Leben der armen Halbwaise Malaya aus der philippinischen Stadt Manila wird auf den Kopf gestellt, als ihr das Schicksal innerhalb kürzester Zeit mehrere tiefe Wunden zufügt. Der alkoholabhängige Vater verkauft seine eigene Tochter an die Mafia, die mit weißem Fleisch handelt - nur wenige Tage nachdem sie von ihrem egoistischen Verehrer brutal vergewaltigt wurde. Das bemitleidenswerte sechzehnjährige Mädchen wird zusammen mit Gleichaltrigen unter katastrophalen Bedingungen in einem Schiffscontainer nach Dubai geschmuggelt. Dort, in der Stadt der Träume, wird sie als Luxus-Gespielin versteigert. Nach dem Tod ihres ersten Herrn weht das Schicksal sie unerwartet in die Arme eines anderen Mannes. Wird es der goldäugigen Malaya gelingen, das Herz ihres neuen Herrn, eines attraktiven, aber heißblütigen Arztes, zu gewinnen? Welches Schicksal erwartet Malaya im Land der unendlichen Möglichkeiten und des vermeintlichen Reichtums? Kann sie endlich glücklich werden?

Meine Meinung:
Schon auf den ersten Seiten tauchte ich ein in eine völlig fremde Welt, die abschreckend und faszinierend zugleich war. Ich war sofort gefesselt. Zum Glück blieb das Buch durchweg spannend. Einmal angefangen, konnte ich es kaum aus der Hand legen.
Malaya erlebt Dinge, die ich mir nicht mal vorzustellen wage. Sie ist eine unglaublich starke Persönlichkeit, die mich sehr beeindruckt hat. Egal was kommt, sie erträgt alles, kämpft für ihr Recht und bleibt sich selbst treu. Ihre Aufrichtigkeit und Unschuld sind es letztlich auch, die ihr zum Glück verhelfen, sowie ihre besonderen Augen, die im Buch mehrmals thematisiert werden.
Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und so der Handlung folgen. Alles war für mich in sich schlüssig, auch wenn man manche Zusammenhänge erst später versteht.
Mehrmals wollte ich das Buch am liebsten beiseite legen und erstmal weinen, weil es so schrecklich war. Aber gleichzeitig dachte ich, es müsste doch mal besser werden. Wurde es auch, aber es blieb bis zum Schluss nicht dabei. Die ganze Geschichte ist ein ständiges Auf und Ab, dass kaum Zeit zum Atmen lässt. Mit Malaya zusammen erlebte ich eine wilde Achterbahnfahrt, wie sie selten in Liebesgeschichten anzutreffen ist. Denn genau das war es am Ende: Eine Liebesgeschichte, auch wenn es lange nicht so aussah. Malayas Biografie ist voller Rückschläge, die aber im Nachhinein betrachtet auf ein großes Ziel zulaufen. Überhaupt spielt das Schicksal eine große Rolle und wird hier als unausweichlich dargestellt.
In David habe ich mich ein Stück weit mitverliebt. Auch er war authentisch und blieb sich selbst und seinen Prinzipien treu. Er ist ebenso aufrichtig wie Malaya, die beiden passen also wunderbar zusammen. Alles, was er tut, tut er mit seinem ganzen Wesen. Dazu gehört auch die Liebe. Auf ihn kann man sich verlassen, er bringt alles zu einem guten Ende.
Die anderen Charaktere wurden ebenfalls gut herausgearbeitet. Jeder besitzt seine eigene Biografie und auch, wenn sie oft nicht oder nur teilweise bekannt ist, habe ich doch gemerkt, wie sie das Handeln und die Einstellung der Figuren beeinflusst hat. Daraus ergaben sich vielschichtige Persönlichkeiten, über die ich gern noch mehr gewusst hätte. Selbst Arvin, der irgendwie der Böse ist, besaß eine ganz eigene Faszination. So unterschiedlich Menschen sein können, so breit war die Palette in diesem Buch.
Sprachlich war es nicht zu anspruchsvoll, aber trotzdem ohne Alltagsslang geschrieben. Manchmal gab es kleine Wort-Fehler, aber die fielen kaum ins Gewicht. Schlimmer waren dann schon die arabischen Ausdrücke, die nicht übersetzt wurden. Bis auf "Ehefrau" konnte ich sie lediglich aus dem Zusammenhang als Kosenamen interpretieren. Hier hätte ich mir eine Übersetzung gewünscht, beziehungsweise eine Nachfrage Malayas, schließlich spricht sie kein Arabisch. Trotzdem schaffte es die Autorin, mit ihrem Schreibstil einen Sog zu erzeugen, dem ich mich kaum entziehen konnte.
Leider gab es in meinen Augen einige Details, die ich mir dann doch nicht erklären konnte. So kennt Malaya etwa die Geschichte von Aschenputtel und mindestens Auszüge der Bibel, weiß scheinbar auf einer philippinischen Müllhalde schon um die Wochentage und bezeichnet sich selbst als Christin, obwohl auf den Philippinen noch keine Rede von irgendeiner Religion oder deren Ausübung ist.

Fazit:
Mitreißende Geschichte über die Kraft der Liebe und eine Realität, die so nicht sein dürfte. Wer nicht zu dicht am Wasser gebaut ist, sollte sich von diesem Buch die Augen öffnen lassen. Hinterher werdet ihr umso dankbarer sein für das, was ihr habt. Lasst euch verzaubern von einem Mädchen, dass selbst erst lernen muss, an das Glück zu glauben.

1 Kommentar:

  1. Ich danke Ihnen für Ihre wunderschöne Rezension. <3 Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben, mein Buch gelesen und so wunderschön bewertet haben. Liebe Grüsse aus Wien. <3 Monika Wurm. :)

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